Symbolismus und Tango
Vor genau 114 Jahren hat der Autor folgenden Gedichtes diese Welt hinter sich gelassen...
Sehnsucht
Das Heim, den schmalen Schein des Lampenlichtes drinnen,
den Finger an der Schläfe zu träumerischem Sinnen,
in den geliebten Blick die Augen ganz versenkt,
die Bücher zu, den Tee heissdampfend eingeschenkt;
das köstliche Gefühl: der Abend geht zur Rüste;
die selige Müdigkeit, das göttliche Gelüste
auf bräutlich Dunkel, ach, und auf die süsse Nacht,
all das verfolgt mein Traum mit rührend steter Macht
durch öde Wartefrist, rastlos, ununterbrochen
Monde der Ungeduld und wuterfüllte Wochen.
...wenn wir all die kursiv getippten Worte betrachten, könnten wir doch fast meinen, das Gedicht sei aus der Hand eines Tango-Poeten entstanden...
Doch nein, die deutsche Übersetzung stammt zwar von Karl Henckell, aber das Original hat ein sanfter französischer Dichter, der Erfinder des Symbolismus, aufs Papier gebannt: Paul Verlaine.